Ist die Elektromobilität eine Gefahr für die Ölindustrie?

 

Derzeit ist die Elektromobilität in aller Munde. Tesla wird an der Börse gehypt, verschiedene Städte bzw. Staaten geben Richtlinien vor, ab wann nur noch mit E-Autos gefahren werden darf. Als Besitzer von Aktien von Ölgesellschaften kommt man da natürlich ins Grübeln und muss sich fragen, ob die Zukunft nicht düster ausschaut.

 

 

Ist das wirklich so?

 

Erdöl wird nicht nur für Kraftstoffe gebraucht, sondern für viele andere Produkte, wie Kunststoffe, Asphalt, in der Medizin, zum Heizen und selbst in der Nahrungsmittelindustrie. Leider habe ich keine Informationen gefunden, die den Anteil der Erdölproduktion für den Kraftstoffverbrauch beziffert. Laut einer Studie werden im Jahr 2017 weltweit über 82 Mio. neue PKW gebaut. Wenn ich eine durchschnittliche Lebensdauer von 10 Jahren für ein Auto ansetze, heißt das, diese Fahrzeuge brauchen auch die nächsten 10 Jahre Treibstoff. Dazu kommen die vielen hundert Millionen Fahrzeuge, die in den letzten Jahren verkauft wurden und die, die in den nächsten Jahren produziert werden.

 

 

 

Werden in den nächsten Jahren die Elektroautos die kraftstoffbetrieben Autos überholen?

 

Hier habe ich einen interessanten Artikel auf n-tv gefunden. Dieser beleuchtet ein ganz anderes Problem der Hersteller und diese Problem heißt: Rohstoffe für Batterien.

 

Für die Herstellung von Batterien werden Kobalt und Lithium benötigt. Diese Rohstoffe sind allerdings sehr selten, so lag die Jahresproduktion von Kobalt 2016 laut US-Geologiebehörde (USGS) bei 123.000 Tonnen. Volkswagen versuchte sich langfristig mit Kobalt einzudecken und scheiterte kläglich. Laut Financial Times wollten die Wolfsburger einen Versorgungsvertrag über 5 Jahre Laufzeit zum Fixpreis abschließen, es fanden sich aber kaum Bieter und die Ausschreibung wäre bis Ende Oktober verlängert worden.

 

Ein Grund war dabei offenbar, dass sich der Konzern, wie bisher bei Verhandlungen mit Zulieferern üblich, einen deutlich niedrigeren Marktpreis sichern wollte. "Sie sind arrogant, weil sie das als Autobauer so gewöhnt sind", zitiert die FT einen Händler und weiter "Es macht keinen Sinn, darüber zu verhandeln - es ist nicht mal ein Diskussionspunkt." Die Mengen, die der Markt für die Batterieherstellung, auch in Hinsicht der großen Autofirmen benötigt, sind immens groß. Alleine die Herstellung der Akkus für Smartphones und Tabletts benötigen schon heute erhebliche Mengen. Die Ausschreibung von VW zwischen 80.000 Tonnen und 130.000 Tonnen entspricht schon einer Weltjahresproduktion. Auch dies dürfte zum Scheitern der Ausschreibung beigetragen haben.

 

Der hohe Bedarf an Kobalt lässt die Weltmarktpreise regelrecht explodieren, so haben sich die Preise von einer Tonne Kobalt laut der Londoner Metallbörse LME in einem Jahr von 30.000 $ auf 60.000 $ verdoppelt. Die Angst vor Versorgungsengpässen spielt hierbei vermutlich auch eine Rolle, denn mehr als die Hälfte der weltweiten Förderung stammen aus dem zentralafrikanischen Land Kongo, welches von einem Bürgerkrieg zerrüttet ist. Auch der Lithium-Markt angespannt. Das Leichtmetall wird zwar nicht an der Börse gehandelt, trotzdem ging der Preis in den letzten Jahren rasant nach oben. VW-Strategiechef Thomas Sedran schließt nicht aus, dass sich der Autobauer sogar an Minengesellschaften beteiligen wird. 

 

Der batteriebasierte Weg in die Elektro-Mobilität sei ein "Irrweg", sagt Experte Helmut Becker von n-tv.de: "Alle Hersteller stürzen sich auf diese Batteriefahrzeuge. Und am Ende des Tages kommt heraus, dass es gar nicht genug Batterien oder besser gesagt Rohstoffe zur Herstellung von Batteriezellen gibt." Die Schweizer Bank UBS sieht hohe Hürden für die Elektro-Revolution: Sollten in der Welt ausschließlich Elektro-Autos fahren, würden laut den Berechnungen ihrer Analysten das 19-Fache der derzeitigen Kobalt-Fördermenge und das 29-Fache der heutigen Weltjahresproduktion von Lithium benötigt. Für den Elektro-Boom seien weniger die Reserven der wichtigsten Metalle, sondern die derzeitigen Förderkapazitäten das Problem. Auf die eingangs gestellte Frage, ob in den nächsten Jahren die Elektroautos die kraftstoffbetrieben Autos überholen, muss man unter diesen Gesichtspunkten ganz klar mit NEIN antworten.

 

Was gibt es für Alternativen?

 

Da wäre zum Einen das Konzept der Wasserstoffantriebe. Dieser konnte sich auf Grund fehlender technischer Entwicklungen und Probleme mit der Versorgung nicht durchsetzen. Zum Anderen käme Flüssiggas in Betracht. Diese Variante hat sich bisher am Markt ebenfalls nicht durchsetzen können.

 

Ein Ausbau der Infrastruktur durch Oberleitungen oder Induktionssysteme (das Auto bezieht seine Energie durch fahren) ist vielleicht in den Industrienationen noch machbar, aber finanzschwächere Länder können diese Milliardeninvestitionen nicht leisten und ob die dafür notwendige Energie über regenerative Schöpfung erfolgen kann, bezweifle ich, da mit kommerziellen Fusionsreaktoren frühesten ab 2050 gerechnet wird.

 

 

Fazit

 

Das E-Auto wird kommen, ich gehe jedoch davon aus, dass in den nächsten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, der ölgebundene Antrieb von Kraftfahrzeugen Bestand haben wird. Sollten sich die gasbetriebenen Antriebe durchsetzen, so sind die Ölförderfirmen wieder mit im Spiel. Einzig eine kostengünstige Batterie z. B. auf Keramikbasis könnte eine "Killerapplikation" zu der bisherigen Antriebsmethode darstellen. Bis dahin mache ich mir keine Sorgen um meine Investitionen in Ölfördergesellschaften.

 

Kommentare: 27 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Ex-Studentin (Dienstag, 17 Oktober 2017 21:36)

    Jetzt, wo du das geschrieben hast, klingt das alles sehr logisch. War mir gar nicht bewusst, dass die Ressourcen so knapp sind. Hatte eher Bedenken wegen der Entsorgung / Wiederverwertung. Bin gespannt, was sich die Automobilindustrie da auf Dauer einfallen lässt. Sehe den Trend auch noch kritisch, aber als Autos die Kutschen abgelöst haben, war die Stimmung auch nicht besser.

  • #2

    Marco (Dienstag, 17 Oktober 2017 21:40)

    Hallo Alexander, auch mit “Killerapplikation“ bin ich noch zuversichtlich für den Rohstoff Öl. Öl ist soviel mehr als Kraftstoff.

    Vor kurzem habe ich die zukünftige Entwicklung von Öl und Gas aus etwas übergeordneter Perspektive beleuchtet. Vielleicht ist der Beitrag auch für deine Leser interessant:

    http://vermögensanleger.de/oel-und-gas-lohnt-sich-eine-investition-in-diese-branche-noch/

    Beste Grüße
    Marco

  • #3

    Sparkojote (Dienstag, 17 Oktober 2017 22:00)

    Hallo Alex,

    Nüchtern betrachtet hast du vollkommen recht! Aber den Gedanken an eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe werfe ich nicht weg, es geht sicher noch eine Weile, aber es wird kommen. Falls nicht stirbt die Menschheit so wie wir sie kennen.

    Ich bin zwar kein Verschwärungstheoretiker, bin aber immer noch der Meinung das Tesla damals schoon irgendas entdeckt hat, das die breite Masse nicht wissen darf. Wüsste nur zu gerne was passiert wäre wenn die Forschungsdokumente von Tesla nicht von der CIA, beschlagnahmt worden wären.

    Grüsse
    Thomas

  • #4

    Ingo von Mission-Cashflow (Dienstag, 17 Oktober 2017 23:09)

    Auch wenn ich die Meinung bzgl. der Engpässe der benötigten Rohstoffe nicht teile, weil auch dort Fortschritte erzielten werden, so stimme ich doch der Schlussfolgerung zu, dass es mit den E-Autos noch etwas dauert. Aber wir reden hier "nur" von einer Verzögerung.

    Die ersten Schritte sind aber gemacht und die Entwicklung meiner Meinung nach nicht aufzuhalten. Ich warte eigentlich nur auf den großen Durchbruch in der Akku/Batterietechnik. Solche bahnbrechenden Entwicklungen gab es immer in den Boombranchen, warum soll es hier anders sein?

    Ob dies Tesla oder eine andere Firma ist wird sich zeigen. Tesla hat zumindest einen gewissen Vorsprung.

    Ob dies wiederum so extrem negativ auf die Ölfirmen Auswirkungen hat, wird sich zeigen müssen. Ich stimme auch hier zu, Öl ist viel mehr als nur Kraftstoff.

    Meine Exxon Aktien behalte ich auf jeden Fall und werde ggf. noch nachkaufen, wenn der Preis interessant ist.

    CU Ingo.

  • #5

    -M (Mittwoch, 18 Oktober 2017 00:19)

    Wenn jeder ein Elektroauto zukünftig hätte, woher kommt denn der ganze Strom ??? Generatoren die dann mit Öl als Brennstoff Strom erzeugen?

    Ich habe keine Angst das Öl nicht mehr benötigt wird. Chemie usw wurde ja schon genannt.
    -M

  • #6

    Ralf (Mittwoch, 18 Oktober 2017 11:11)

    Ganz einfach, die Kuh wird gemolken, solange sie noch Milch gibt ....
    Das ist auch nicht anders mit Öl.....
    Es kann trotzdem nicht schaden, wenn man ein bissel überflüssiges Spielgeld in ein paar "Zukunftswerte" steckt. Ich meine hier nicht Die Solarpanelhersteller, oder Windturbinenhersteller oder oder .... Ich meine hier etwa so (sicherlich zugegeben Riskant) Werte, welche weiter vorne in der Wertschöpfungkskette ansetzen wie Greenland Minerals oder um mal in Deutschland zu bleiben die Deutsche Rohstoff ag oder andere Werte welche auf seltene Erden ansetzen.
    Hier kann es ja auch egal sein, ob das Öl knapp wird, oder nicht, denn bei solchen Werten zählt ja ausschließlich der "Hunger" nach mehr Elektro allgemein ( und sei es Handys, Autos und und und).

    Gruß Ralf

  • #7

    ZaVodou (Mittwoch, 18 Oktober 2017 11:16)

    Hallo Alexander,

    Danke für den Artikel. Ich sehe das auch so. Ich habe auch meine Bedenken, dass bei der Elektromobilität alles mehr oder weninger reibungslos über die Bühne geht, weswegen ich auch weiter an meinen Ölaktien festhalte, weil ich denke, dass das Zeitalter von mit fossilen Brennstoffen betriebene Fahrzeuge noch lange nicht vorbei ist.
    Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es bei Öl sogar mal einen Engpass geben wird, weil keiner mehr so richtig in die Erdölproduktion investiert.

    Du hast schon viele Schwierigkeiten auf den Weg zur Elektromobilität genannt. Hinzu kommt noch der Flugverkehr, der ja auch immer mehr zu nimmt. Ich weiß nicht, ob man hier auf Batterietechnologie umstellen kann. Bei den Reichweiten, die man momentan erzielen kann.
    Ein weiterer Punkt sind die Ladesäulen. Der Tankvorgang von Strom ist ja keine Sache von wenigen Minuten, sondern dauert mehrere Stunden und nicht jeder wohnt in einem Einfamilienhaus mit Garage, wo er über Nacht seine Batterie laden kann.

    @Ex-Studentin
    Das mit der Entsorgung soll kein Problem darstellen. Im Gegenteil. Alte, ausgediente Autobatterien sollen zukünftig dafür verwendet werden Ökostrom zu speichern, was ja momentan noch ein Problem darstellt.

  • #8

    Claudio (Mittwoch, 18 Oktober 2017 13:00)

    Eine Schnellaufladung der Batterie dauert so ca. 25 Min. Mein Benziner ist in zwei Minuten voll?
    Wie wird eigentlich das Problem gelöst mit dem Aufladen an den Ladesäulen? Da müssten ja zig tausende im Land verteilt werden, und wo genau kommt der Strom her für die ganzen E Autos?
    Also da gibts echt noch viel zu tun!

  • #9

    Dominik (Mittwoch, 18 Oktober 2017 14:58)

    Wenn unser Kleinwagen mal ausgetauscht werden muss, wird das Nachfolgemodell ein reines Elektroauto sein. Die heute schon erzielbaren Reichweiten genügen für alle damit erledigten Fahrten. Dann wird kein Tankstellenbesuch mehr nötig sein und die laufenden Kosten sind auch viel niedriger. Nur der gute Zustand des jetzigen Autos hält mich davon ab, das nicht heute schon zu tun.

    Meine Einschätzung ist so, dass die Elektromobilität in den kommenden 10 Jahren Fahrt aufnehmen wird, sodass Mitte der 2020er Jahre eine kritische Masse da ist. Ich schätze, dass das im folgenden Jahrzehnt dadurch verstärkt wird, dass Autos (und vor allem LKWs) ohne Fahrer auf den Straßen fahren können. Die kritische Masse wird nötig sein, damit aus der Lösung der hier angesprochenen Probleme (Infrastruktur, Erschließung von Rohstoffen, Technologien) funktionierende Geschäftsmodelle werden können.

    Die Probleme von heute sind nicht größer als die Frage, wie man große Mengen Rohöl fördert, raffiniert und flächendeckend anbietet aus der Sicht von 1890. Frau Benz hat ihr Benzin noch an der Apotheke gekauft, das war 30 Jahre später schon nicht mehr nötig.

    Der Marktanteil von Autos mit Verbrennungsmotoren hat nach meiner Einschätzung heute schon den Höhepunkt erreicht. Er wird sinken, aber Autos mit Verbrennungsmotoren werden auch im Jahr 2030 auf den Straßen noch üblich sein. Einerseits, weil elektrische Autos nicht für alle Einsatzzwecke geeignet sind und andererseits, weil das Verkehrsvolumen weltweit steigt und ein großer Teil der im Jahr 2017 verkauften Autos auch dann noch irgendwo auf der Welt betrieben werden wird.

    Ich denke, die Ölindustrie wird sich bewegen müssen, aber sie wird das auch tun, sobald es sich lohnt (-> kritische Masse).

    Meinen ETF auf den MSCI World Energy werde ich behalten, und bei meinen Volkswagen-Aktien bin ich mir noch nicht sicher :). Tesla habe ich nicht, weil ich glaube, dass ein großer Teil des Elektromobilitäts-Geschäfts von den bestehenden Unternehmen gemacht werden wird.

    Ich freue mich auf die Einschätzung der anderen :-).

  • #10

    Robert Michel (Mittwoch, 18 Oktober 2017 19:14)

    Hallo Alexander,

    du bist mit deinen Artikel noch sehr vorsichtig. M.E. ist die Elektromobilität eine Schnapsidee. Ein Elektroauto hat nicht annähernd die gleiche Leistungsfähigkeit wie ein Verbrenner zu ähnlichen Kosten und da sich die Batterietechnologie schon dicht an den physikalischen Limits bewegt, wird das auch so bleiben.

  • #11

    Alexander (Mittwoch, 18 Oktober 2017 20:08)

    @Jenny
    Beim Recycling sehe ich da eher weniger Probleme, das geht ganz gut. Das Auto hat in den Industrieländern die Kutsche verdrängt, aber wie viele Eselskarren gibt es noch auf der Welt? Selbst in Europa ist das für viele noch Alltag (Rumänien usw.).

    @Marco
    Ein interessanter Beitrag, ich habe ihn gerne gelesen.

    @Thomas
    Du bist 20 Jahre, da wird sich die nächsten 80 Jahre die Welt komplett verändern. Langfristig muss es alternative Energieformen geben, ganz klar. Ich bin über 50 Jahre, vielleicht habe ich noch 30 Jahre vor mir. Da kann ich ganz anders planen. Verschwörungstheorien gibt es immer, ich denke aber, dass ein hochintelligenter Mensch wie Musk sich nicht von der CIA abschrecken lässt. Da wären inzwischen genug Kopien aufgetaucht und die Forscher haben einiges im Kopf, das kann die CIA nicht holen.

    @Ingo
    Aufhalten wird es wohl niemand, die Frage ist nur, wie lange es dauert. Wir sind Deutschland gewohnt, aber schau mal nach Afrika, Indien, China. Das sind Milliarden Menschen, die sich fortbewegen wollen. VW will wieder einmal den indischen Markt erobern und ein Auto für 5.000 € entwickeln. TaTa-Motors bietet Einstiegsmodelle ab 1.500 € an. Die sind noch Lichtjahre von der E-Mobilität entfernt. Die freuen sich, wenn genug Strom für das Handy da ist.

    @Ralf
    Sehe ich genauso. Ohne Rohstoffe geht gar nichts. Das sind interessante Werte.

    @Claudio
    Ladesäulen wären nicht mal das Problem. Überall gibt es Stromnetze, man könnte auch Ladesäulen an Tankstellen und vor Supermärkten usw. installieren. Bisher wurde das nur von gewissen Lobbyisten vereitelt und damit meine ich nicht nur die Ölindustrie.

    @Dominik
    Die kritische Masse wird sicher irgendwann erreicht. Das Problem sehe ich eher bei den Autoherstellern. Die Urbanisierung läuft weltweit und ganze Landstriche werden wiederum von den Menschen verlassen. Nur in den Metropolen werden die Autos weniger. Kein Stellplatz, zu teuer, Car-Sharing nimmt zu, Versorgung des Lebensbedarfs wird über Onlinehandel abgewickelt usw. Viele sehen heute schon ein Auto nicht mehr als Statussymbol. Da geht den Autoherstellern die Düse. Alle großen Hersteller beteiligen sich an alternativen Konzepten. Für lange Fahrstrecken, in der Landwirtschaft, bei Eisenbahnen etc. bleibt aktuell nur der Verbrennungsmotor.

    @Robert
    Ich gehe davon aus, du meinst die Reichweite. Der Elektromotor an sich ist dem Verbrenner in allen Punkten überlegen (Leistung, Einfachheit, Drehmoment, Herstellung, Wirkungsgrad), man muss nur genug Strom haben (genauer gesagt verbrauchen wir Spannung, aber das ist nur ein technisches Detail).


  • #12

    Robert Michel (Mittwoch, 18 Oktober 2017 20:57)

    @Alexander: Ich meine den allgemeinen Nutzen, also welche Möglichkeiten eröffnet mir das Auto und da schneidet das Elektroauto als Ganzes sehr schlecht ab. Die Reichweiter ist nur ein Aspekt davon. Die Handhabbarkeit durch die langen Ladezeiten begrenzt. Die Leistung ist durch den maximalen Entladestrom. Der Elektromotor kann seine Vorteile nur ausspielen, wenn man die Batterien entsprechend groß auslegt, aber dann sind wir nicht mehr in der gleichen Preisklasse. Der Wirkungsgrad über die gesamte Kette von der Quelle bis zum Rad ist bei beiden Technologien etwa gleich wobei der Verbrenner das höhere Verbesserungspotential hat. Auch die CO2 Bilanz ist für Elektroautos etwas schlechter als für Verbrenner, weil sie in der Herstellung deutlich energieaufwändiger sind. Allerdings verbessert sich dieser Punkt, wenn der Strom mix einen höheren Anteil an erneuerbaren Energien enthält. Wenn man die deutlich höheren Steuern auf Kraftstoff berücksichtigt wird deutlich, dass Elektroautos auf den gefahrenen Kilometer nicht günstiger werden können als Verbrenner. Insgesamt ist der Hype um die Elektromobilität rein politisch motiviert.

  • #13

    Thomas Senf (Donnerstag, 19 Oktober 2017 16:10)

    Öl wird weiter gebraucht. Die OPEC stellt hier allerlei Prognosen zur Verfügung. Da kann man sich selbst ein Bild machen. Siehe hier: http://woo.opec.org/index.php/oil-supply-and-demand-outlook-2040/oil-demand

  • #14

    Alexander (Donnerstag, 19 Oktober 2017 20:11)

    @Robert
    Diesen Gesichtspunkten kann ich nur zustimmen.

    @Thomas
    Danke für den Link. Ich bin nur etwas vorsichtig, wenn solche Prognosen von einer Gesellschaft kommen, die direkt den Nutzen aus dem Geschäft ziehen. Dies betrifft auch andere Institutionen wie Greenpeace oder die Kohleindustrie.

  • #15

    Heiko (Freitag, 20 Oktober 2017 19:49)

    Hallo Zusammen !

    Ich habe keine Öl-Aktie im Depot und ich werde mir auch keine reinlegen. Jeder Beitrag hier zu diesem Thema hat gute und vernünftige Gründe für ein Pro oder Kontra geliefert. Who knows?...
    Fakt scheint aber auch zu sein, daß es nicht an den Vorkommen in der Erdkruste liegt, sondern eher an den aktuellen Möglichkeiten und Kapazitäten der Abbau-Firmen. Da wird sich einiges tun in der Zukunft und das ein- oder andere Investment in solche Firmen wird wohl nicht die schlechteste Idee sein ! Der Hype bzgl E-mobility ist irre groß und ist auch nicht mehr aufzuhalten. China strebt eine E-Quote von 100 % der Neuzulassungen ab 2030 an und auch Paris hat sowas schon verlauten lassen. Sicher werden noch viele folgen...Es ist nicht mehr aufzuhalten !
    Ich gönne mir 2 Depots. Ein Dividenden-Depot (was immer noch mein Lieblingsdepot mit einer starken Übergewichtung ist), aber auch ein Growth-Depot, in dem ich sehr auf E-mobility und andere zukünfitge Herausforderungen setze.
    Ich beabsichtige, von den Dividenden im Alter die Rentenlücke mehr als nur zu schließen. Aber ich möchte auch meine Depots mal vererben und ich würde es als fahrlässig bezeichnen, wenn man solch riesige Chancen nicht berücksichtigt. Natürlich hat jeder seinen eigenen Weg, aber ich hab mir die Kobalt und Lithium Recycler, die Minenbetreiber, sowie die Batterie Hesteller und andere (auf anderen Gebieten) angeschaut und ein paar davon ins 2. Depot gelegt. Ich glaub das kann nicht falsch sein.
    Und was noch gegen Öl-Werte spricht: Man schau sich mal das Pay out ratio von Exxon, Royal Dutch usw usw an. Das kann nicht so weiter gehen. Ist aber nur meine Meinung...
    Verbrenner wird es noch lange geben. Gut so ! Denn ich als Fan von "Kraft durch Verbrennung" hoffe nicht, daß mein Joungtimer mal verboten wird. Trotzdem sollte man als Anleger Chancen erkennen und persönliche Überzeugungen bzw. Einstellungen überwinden lernen.

    Gruß
    Heiko


  • #16

    Alexander (Samstag, 21 Oktober 2017 10:53)

    Hallo Heiko,
    du fühlst dich wohl, so wie du es machst und das ist sehr wichtig. Das Ganze auf 2 Depots aufzuteilen, halte ich für sehr sinnvoll, ich habe sogar 3 Depots. Und warum nicht ein chancenorientiertes Depot führen? Habe ich jahrelang gemacht, bin aber jetzt langsam in der Phase, wo ich gezielt meine Rentenlücke durch das Dividendendepot schließen möchte. Mir bleibt da einfach nicht mehr so viel Zeit und auf den letzten Drücker umschichten, habe ich keine Lust.
    Gruß Alexander

  • #17

    Julian (Sonntag, 22 Oktober 2017 13:51)

    Hallo Alexander,
    Ich habe bisher immer nur still mitgelesen, toller Blog! :)

    Aber eine Frage stellt sich mir seit längerem und insbesondere nach diesem Artikel:
    Warum hast Du keine Aktien von (Royal Dutch) Shell?

    Immerhin wird die Aktie ja immer als "DIE DIVIDENDEN-Aktie" gehypt?

    Deine Antwort dazu würde mich wirklich interessieren, Danke im Voraus für die Antwort :)

  • #18

    Alexander (Sonntag, 22 Oktober 2017 15:51)

    Hallo Julian,

    danke für das Lob.
    Die Antwort auf deine Frage ist ziemlich banal. Ich hatte 3 Ölwerte und nachdem ich Conocophillips verkauft hatte und das Kapital auf die restlichen zwei aufgeteilt habe, war mich der Fall erledigt. Ich habe mir da nie Gedanken gemacht. Es gibt keinen Grund, warum ich RDS für schlecht halten könnte, ich habe mich auch nie näher damit auseinandergesetzt. Kurz, ich habe einfach die darüber nachgedacht, diese Aktie zu kaufen.

  • #19

    Julian (Sonntag, 22 Oktober 2017 16:12)

    Danke Dir für die schnelle Antwort :)

  • #20

    Franz von Assisi (Dienstag, 24 Oktober 2017 13:51)

    Man sollte das Thema differenziert betrachten. Zum einen den Einfluss auf die Energiebranche und zum anderen auf die Autobranche.

    Wobei meiner Meinung nach letzterer einfacher einzuschätzen ist und sehr wahrscheinlich gravierendere Folgen hat:
    Die Fokussierung auf die Elektrifizierung des Antriebs wird dazu führen, dass die deutschen Autobauer erhebliche Marktanteile abgeben müssen. Der Grund liegt darin, dass die Markteintrittsbarriere massiv gesenkt wurde. Das Antriebssystem bestehend aus Batterie und Elektromotor ist ausgereift und kann praktisch von jedem kopiert werden (die Kapazität der Batterie ist natürlich ein anderes Thema). Einzig im Bereich der Karosserie und der Massenfertigung haben die bestehenden Autobauer noch einen Vorteil. In meinem Arbeitsumfeld wurde die Ankündigung von Dyson belächelt, dass er ein E-Auto auf den Markt bringen möchte. Ich habe dann erwidert, dass Dyson sehr wahrscheinlich erheblich mehr Erfahrung hinsichtlich Elektromotoren und Batterien hat als ein herkömmlicher Autobauer. Gab einen kleinen Oh-Effekt. Auch die Deutsche Post baut auf einmal E-Autos (Jahresproduktion: 20.000 Stück). Spätestens wenn Thermomix einsteigt, sollte der letzte Kleinanleger seine VW, BMW oder Daimler Aktien verkaufen :-)
    Des weiteren bin ich der Ansicht, dass die Marge der herkömmlichen Autobauer sinken wird, da sie künftig mehrgleisig (Verbrenner, Elektro) produzieren müssen, aber deshalb nicht mehr Autos absetzen werden, im Gegenteil siehe oben. Es kauft sich doch niemand zusätzlich (!) ein Auto nur weil es jetzt mit Strom läuft.
    Meiner Ansicht nach haben es die deutschen Autobauer verschlafen, sich auf eine Technologie zu verständigen, die ihnen weiterhin die Marktführerschaft gesichert hätte. Man hätte sich vor Jahren auf Wasserstoff (egal ob Brennstoffzelle oder Verbrennung) einigen müssen. Zusammen mit Total, Shell, Linde, AirLiquide hätten sie pro Jahr ca. 500 Wasserstoffzapfsäulen (zuerst an den Autobahnen und in größeren Städten) in den Kerländern Europas aufstellen sollen. Bei Kosten von 1 Mio € pro Säule ein absoluter Witz für die genannten Firmen. Jahr für Jahr könnten sie so die neuen Antriebssysteme in den Martk bringen und bei erreichen einer kritischen Masse würden sie das Marktgeschehen dominieren, anstatt anderen (Toyota (Hybrid), Tesla (Daimler hat bis 2016 den Antriebsstrang für seine e-smarts von Tesla gekauft)) hinterherzuhecheln.
    Wenn's darum geht die Kunden zu besch..., machen sie ein Kartell, wenn's um die Zukunftstechnologie geht, schaffen sie es noch nicht einmal einheitliche Stromstecker zu verwenden. Außerdem glaube ich, dass die Dämmerung bei den deutschen Autobauern auch deshalb eingesetzt hat, wenn man sich nur mal das Verhalten im Dieselskandal ansieht. Ich besitze einen Diesel von BMW und habe bis heute keine Information von BMW erhalten, ob mein Auto betroffen ist oder nicht, aber in derselben Zeit habe ich bereits 3 Mal Werbung für neue Modelle erhalten. So sieht Kundenservice aus. Ganz großes Kino.

    Wenn ich Zeit habe, schreib ich auch noch über den Einfluss auf die Energiebranche. Möchte mich bei Alex aber schon dafür bedanken, dass ich mich wieder mal ausführlicher mit den Öl- und Auto-Aktien befasst habe.

  • #21

    Claudio (Dienstag, 24 Oktober 2017 15:44)

    Gestern kam in der ARD eine 45 min. Reprtage zu dem Thema, bei Daimler sehen die das noch relativ entspannt. Der Daimler Sprecher nannte ein Ziel in 2022 10 E-Modelle in der Produktpalette zu haben und damit die Benchmark zu setzen!
    Ich habe mich nur gewundert über diese Aussagen!

  • #22

    Darkmatter (Dienstag, 24 Oktober 2017)

    @Franz von Assisi

    Ich arbeite in der Entwicklung eines Automobilherstellers und kann Dir sagen, dass das Know how eines modernen, qualitativ hochwertigen, zuverlässigen PKW nicht allein im (Verbrennungs-) Antrieb steckt. Vom Aufwand der im ganzen Rest steckt, hat kaum einer eine Vorstellung. Ganz zu schweigen vom notwendigen Know how die Kisten auch in guter Qualität, in großen Stückzahlen herstellen zu können. Dass das nicht ganz so einfach ist muss auch Tesla gerade feststellen.

    Die Margen der etablierten Hersteller werden vermutlich zurückgehen, da die Wertschöpfungskette kürzer ist und der Konkurrenzdruck durch die vielen neuen Hersteller, die sich als E-Autohersteller versuchen, größer ist. Aber der Totengesang auf die deutsche Autoindustrie ist völlig übertrieben und wird auf idiotisch, hysterische Weise von Ahnungslosen Journalisten und Politikern betrieben.

    Von BMW gibt es keine Schreiben zum Abgasskandal, weil es keinen Abgasskandal bei BMW gibt ;-)

  • #23

    Bernd (Dienstag, 24 Oktober 2017 20:13)

    Hallo Alexander,

    jetzt bin ich nach langer Suche auf deine sehr gute Seite gestoßen. Alles sehr praktisch und verständlich aufgebaut.
    Deinen Ansatz kann ich voll und ganz nachvollziehen, obwohl ich etwas abweiche. Ich habe nicht mehr als 15 Aktien, in die ich regelmäßig investiere. Im Prinzip läuft das wie bei dir. (Ein)Gespartes Geld fließt zum größten Teil in meine Dividendenaktien. Mein Zeithorizont ist deinem nicht unähnlich. Ich hab wahrscheinlich noch 13 Jahre bis zum (vorzeitigen)
    Renteneintritt.
    Und wir teilen eine weitere "Leidenschaft". Mein Schiff

    Grüße und weiterhin viel Erfolg

    Bernd

    PS. 3M heute mit sehr guten Neuigkeiten. Dividenden sehr schön, aber auch die Kurssteigerungen sind nicht zu verachten.

  • #24

    Alexander (Dienstag, 24 Oktober 2017 21:01)

    @Franz
    Danke für deinen Beitrag. Mit der Verbreitung des Wasserstoffautos sehe ich es genauso, auch dass die Deutschen mal wieder alles verpennt haben. Aber wie Darkmatter schreibt, die Deutschen können Autos bauen. So schnell geht es nicht dahin, die Namen stehen weltweit für einen gewissen Luxus und Lifestyle. Wie sich das Geschäft insgesamt entwickelt bin aber auch eher skeptisch.

    @Bernd
    Danke für das Lob. 15 Aktien langen vollkommen aus. Ich sehe jetzt schon manchmal, dass ich mir fast zu viele aufgehalst habe. Wenn ich mal eine verkaufe, dann kann es gut sein, dass ich keine neue Aktie dafür ins Depot nehme. Aber wer weiß, was mir morgen wieder einfällt ;)

  • #25

    Dominik (Montag, 30 Oktober 2017 11:12)

    Ich stimme Alexander zu, dass die Autohersteller früher umsteuern müssen, als die Energielieferanten. Das liegt schon daran, dass die heute verkauften Autos noch eine Weile auf den Straßen fahren werden, und die Mathematik der "Autopopulation" ist recht schön:

    (1) Das Durchschnittsalter des deutschen PKW beträgt zur Zeit 9,3 Jahre (mit steigender Tendenz in den vergangenen Jahren), und jedes dritte Auto ist 10 Jahre und älter.

    (2) Mehr als 98% der heute neu zugelassenen PKW haben Verbrennungsmotoren, der Anteil der reinen Elektroautos ist sehr gering. Im September 2017 lag er unter 1 Prozent.

    (3) Als Gedankenspiel: Wenn die Zahl neu zugelassener Elektroautos (2016: 11.410 Stück) sich in den kommenden 7 Jahren jedes Jahr verdoppelte, dann

    * wäre etwas weniger als jedes zweite im Jahr 2025 zugelassene Auto ein Elektroauto.
    * machten alle Elektroautos zusammen immer noch weniger als 7% der deutschen PKW-Flotte aus.

    Schlussfolgerung: Eine massive Umwälzung in der Autoherstellung führt erst mit sehr großer Verzögerung zu deutlichen Verschiebungen beim Energieverbrauch.

    (Zahlen vom Kraftfahrt-Bundesamt, Annahmen und Rechenspiele von mir.)

  • #26

    Alexander (Dienstag, 31 Oktober 2017 11:37)

    @Dominik
    Danke für den interessanten Beitrag.

  • #27

    Christoph Beyer (Dienstag, 31 Oktober 2017 23:26)

    also das man Oel auch in mehreren Jahrzehnten braucht steht denke ich ausser Frage....aber wenn man sich mal vor Augen fuehrt, was ein Anstieg der erneuerbaren Energien in Deutschland auf gerade einmal 30% mit RWE und EON gemacht hat, kann sich ungefähr ausmalen, was bei 50% Elektrifizierung des Verkehrs mit den Ölfirmen passiert.