Verschuldungsgrad - was ist das denn genau?

Die Eigenkapitalquote ist den meisten in Deutschland eher ein Begriff, in anderen Ländern wird aber oft der Verschuldungsgrad angegeben. So findet man diese Kennzahl z. B. bei Yahoo Finance und sucht nach der EK-Quote vergebens.

 

Der Verschuldungsgrad ist das Verhältnis Fremdkapital zu Eigenkapital und wird in Prozent angegeben, wobei das Prozentzeichen oft einfach weggelassen wird. Da steht dann:

 

                                                                  Schulden/Equity = 323.

 

Die Formel Lautet: 

 

      Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital

 

Nehmen wir ein einfaches Beispiel: Ein Unternehmen hat ein Eigenkapital von 100 Mio. € und Schulden von 200 Mio. €.  Der Verschuldungsgrad = 200 Mio. / 100 Mio. = 2 oder 200 %.

 

Je höher die Zahl beim Verschuldungsgrad ist, desto mehr Schulden hat das Unternehmen im Vergleich zum Eigenkapital.

 

Damit man auf die uns geläufigere Eigenkapitalquote kommt, braucht man lediglich eine kleine Umrechnung vornehmen. Am einfachsten geht das, wenn man den Verschuldungsgrad in Prozent nimmt. Die Umrechnungsformel lautet:

 

     EK-Quote in % = 10.000 / (Verschuldungsgrad + 100)

 

In obigen Beispiel hat das Unternehmen einen Verschuldungsgrad von 200 ausgewiesen und wenn man nun die EK-Quote wissen möchte, einfach umrechnen:   10.000 / (200 + 100) = 33,33 %

 

Man unterscheidet zwischen dem statischen und dynamischen Verschuldungsgrad. Der statische Verschuldungsgrad bezieht sich auf zwei Bilanzwerte zu einem bestimmten Stichtag und setzt diese ins Verhältnis. Der dynamische Verschuldungsgrad bezieht noch den laufenden Cash-Flow mit ein, ist aber für Langfristinvestoren weniger wichtig und auch seltener zu finden.

 

Damit man nicht immer umrechnen muss, habe ich hier noch eine kleine Tabelle:

 

Bei einem Verschuldungsgrad unter 200, schaue ich schon gar nicht weiter hin, das passt einfach.

 

Zwischen 200 und 400 bewegen sich die meisten Firmen, da sollte man schon genauer auf weitere Kennzahlen achten, ob das Unternehmen in der Lage ist, seine Schulden langfristig zu bedienen.

 

Über 400 wird mir mulmig und meistens verliere ich dann sehr schnell das Interesse, denn ich kaufe ungern Schulden.

Kommentare: 6 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Stefan (Freitag, 12 Februar 2016 18:17)

    Hallo Alexander,

    diese Kennzahl ist mir auch sehr wichtig. Von meinen 11 Einzelwerten hat nur einer (Airbus) eine EK-Quote von weniger als 32%. Der Mittelwert über alle 11 Positionen liegt bei 45%.

    Bei einigen Werten war die geringe EK-Quote für mich auch der Hauptgrund dafür, dass ich nicht gekauft habe (General Mills, Colgate-Palmolive).

    Schöne Grüße, Stefan

  • #2

    Christoph (Freitag, 12 Februar 2016 22:00)

    hab ich einen Denkfehler oder ist deine Rechnung falsch?
    200 Mio Schulden
    100 Eigenkapital
    sind 100 %.
    hat man 1 Euro und hat einen Gewinn von 100% sind es 2 Euro.

  • #3

    Alexander (Samstag, 13 Februar 2016 11:38)

    @Stefan
    Im Schnitt 45% ist schon hervorragend. Ich liebe an sich schuldenfreie Unternehmen, aber die sind doch recht selten. Bei einer EK-Quote unter 30% fühle ich mich auch nicht mehr ganz wohl, schau mir aber das Geschäft insgesamt an.

    @Christoph
    Jetzt kann ich deiner Rechnung nicht ganz folgen.
    200 Schulden + 100 EK = 100 % Gesamtkapital, soweit klar

    Eine EK-Rendite von 100 % heißt ja, man hat 1 Euro EK und verdient 1 Euro,
    die Gesamtkapitalrendite liegt dann bei 33% (3 Euro Kapital incl. Schulden und 1 Euro Gewinn)
    Am Jahresende sind es 2 Euro Eigenkapital und der Verschuldungsgrad sinkt bzw. EK-Quote steigt entsprechend.

  • #4

    Christoph (Samstag, 13 Februar 2016 13:27)

    jetzt weiß ich wie du es meinst

    ich dachte du meintest das Verhältnis Schulden zu Eigenkapital.

  • #5

    Christoph (Mittwoch, 17 Februar 2016 09:24)

    Gestern sah ich auf CNBC etwas von einem Startup. Es ist ein Online broker der derzeit noch nur in den USA verfügbar ist, aber die Internationalisierung anstrebt.
    Das tolle ist, die Trades kosten nichts. Ich habe allerdings noch nicht verstanden wie die Geld verdienen wollen. Ebenso was Dividenen betrifft ob die kostenlos sind oder nicht. Klingt aber erstmal interessant (am Namen sollte man sich nicht stören, glaube nicht dass die das Geld der "Reichen" nehmen und den Armen geben).
    https://www.robinhood.com/

    https://support.robinhood.com/hc/en-us/articles/202853769-How-Robinhood-Makes-Money

  • #6

    Alexander (Freitag, 19 Februar 2016 17:37)

    Ich habe das so verstanden.
    1. Sie haben eine extrem schlanke Personalstruktur, es läuft hauptsächlich über die Software.
    2. Sie verdienen am Spread. Da ist die Frage, wie groß der ist.
    3. Sie Zahlen keine Guthabenzinsen und haben da eine gewisse Summe X durch die Anleger, mit denen sie selber arbeiten können.
    4. Man scheint auch auf Kredit spekulieren zu können (da steht was von Margin), wobei sie da dann schon Zinsen verlangen.

    Ich she das eher für Trader und weniger für Langfristanleger, zumal es mit der Steuer umständlich werden könnte, wenn man als Deutscher dort ein Konto eröffnet.