Rente - der verkannte Begriff

Wenn man Rente liest oder hört, denkt der Durchschnittsbürger immer ans Alter und Bezüge nach einem arbeitsreichen Leben. Ist dem aber so? Nicht ganz.


Der Begriff Rente kommt aus dem Französischen und leitet sich vom italienischen (lateinischen) rendita ab. Die Rente ist ein Einkommen, welches ohne Gegenleistung bezogen wird, also z. B. durch investiertes Kapital. Die Bodenrente ist der Pachtzins für ein Stück Land, welches ein anderer bewirtschaftet und eben für die Nutzung bezahlt.


"Die Rente" ist eher ein typisch deutscher Ausdruck.


In früheren Jahrhunderten wurde eine Person, die von ihren regelmäßigen passiven Einkünften leben konnte, als Rentier bezeichnet und zwar unabhängig vom Alter. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das Buch "Das Kapital" von Thomas Piketty. Hier kann man nachlesen, dass die Inflation eine Erfindung der Neuzeit, grob ab der Industrialisierung, ist. In den letzten Jahrtausenden gab es praktisch kaum eine Inflation. Der Landwirt konnte nur eine bestimmte Arbeitsleistung bringen, der Bäcker nur begrenzt Brote backen und ein Schwein, eine Kuh oder ein Schaf hatten über sehr lange Zeiträume einen festen Wert. Erst mit der Industrialisierung und der Erhöhung der Produktivität entstand die Inflation, wie wir sie heute kennen. Natürlich gab es immer Phasen, wo die Preise stiegen (Kriege, Hungersnöte, Epidemien), langfristig pendelten diese sich aber wieder ein.


Zu diesen Zeiten gab es die Banken mit den Zinsanlagen etc. noch nicht. Es gab zwar Banken, aber nicht so wie eben heute. Üblicherweise konnte man sein Geld dem König leihen und bekam dafür einen festen Zinssatz. Dieser war über Jahre konstant und behielt seine Kaufkraft. Man bezeichnete dies als Rentenpapiere, was auf heutige Staatsanleihen im weiteren Sinne auch noch zutrifft. 


Ein Rentier war also jemand, der von den Zinsen seiner Schuldscheine an den Herrscher lebte. Im Gegenzug bezeichnete man oft Personen, die anderweitig von Geschäften lebten, z. B. an der Beteiligung an einem Unternehmen, als Kapitalisten.


So gesehen sind wir Dividendensammler eigentlich eher Kapitalisten als Rentiers. Da aber die Dividenden ein regelmäßiges Einkommen ohne Gegenleistung (=Rente) darstellen, kann man im weitesten Sinne durchaus von einer Rente mit Dividende reden (eigentlich Rente durch Dividenden).


Nun, egal wie man sich in Deutschland bezeichnet, ob Rentier, Kapitalist, Investor oder Privatier, der Deutsche verleiht dem immer einen negativen Beigeschmack. Vielleicht ist es die Missgunst?


Ich kann damit leben, zumal jeder es genauso machen kann: Sparen, investieren, genießen.


Gute Investments.


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