Dividendensteigerungen in Zukunft?

Trotz der Hitze der letzten Tage arbeitet das eine oder andere Thema im Gehirn, zwar langsam, aber es arbeitet. Was mich so umtreibt, sind die Dividendensteigerungen der letzten Jahre und ob diese in Zukunft im gleichen Maße fortgesetzt werden können? Immerhin baut mein Plan im Wesentlichen auf steigende Dividenden auf.


Nun, dass die Dividenden gesteigert werden können, bedarf es vieler Faktoren. Klar muss der Gewinn langfristig steigen, denn ohne geht es nicht. Ein ziemliches komplexes Thema, aber auch nicht so schwierig. Der Gewinn kann z.B. durch Gewinnung von Marktanteilen, neuen Produkten, verbesserte Produktionsverfahren, günstigeren Einkauf von Rohmaterialien oder Halbzeugen gesteigert werden. Das ist aber nicht der eigentliche Punkt.


Der Gewinn und damit langfristig auch die Dividende kann ebenfalls durch Preiserhöhungen gesteigert werden. Da setzen nun meine Überlegungen an. Die Preise eines Produktes können nicht ewig gesteigert werden, da sie irgendwann zu teuer werden und es weitere Konkurrenten auf den Markt ruft. Die Preissteigerung der Produkte ist eben auch abhängig von den Zinsen und ist im Kontext mit der allgemeinen Preissteigerungsrate zu sehen. Beides bewegt sich derzeit und vermutlich auch noch länger nahe Null. 


Bei einer Inflationsrate von ca. 5 % ist eine Dividendenerhöhung von 5 % ganz nett, gleicht aber lediglich den Kaufkraftverlust aus. Eine Anhebung von 10 % bringt letztendlich eine tatsächliche und ersehnte Erhöhung von 5 %. Da die Inflation in den letzten Jahren ziemlich gering ausfällt, sollte man eigentlich bei einem etablierten Unternehmen, das eine gewisse Größe und Marktreife erreicht hat, die wiederum mit geringem Wachstum einhergeht, davon ausgehen, dass die Steigerungsraten der Dividende nicht zu halten sind. Folglich muss man eigentlich immer die Differenz von Dividendenerhöhung und Inflationsrate betrachten, um die einzelnen Jahre besser vergleichen zu können.


Was bedeutet das nun für meinen Plan? Ich gehe von einer Inflationsrate von 2 %/Jahr aus, was eine gewünschte Dividendeneinnahme von 1.500 € netto pro Monat erfordert. Würde diese nahe null liegen, langen 1.000 €/Monat, würde die Inflation dagegen auf 50% steigen, dann könnte ich wohl von meiner Dividende nur noch ein Brötchen erwerben. Jedenfalls dürften die Dividendensteigerungen in den nächsten Jahren geringer ausfallen als in den Jahren davor.


Also muss ich letztendlich immer den Gesamtzusammenhang sehen und die Inflationsrate im Kontext mit den Dividendenerhöhungen betrachten.  Vielleicht "erfinde" ich für mich einen Vergleichsmaßstab, wie z. B. wie viel Maß Bier man auf der Wies´n bekommt oder eben den Mindestlohn, wie ich oft anführe. Darüber muss ich aber noch nachdenken ;)




Kommentare: 4 (Diskussion geschlossen)
  • #1

    Portfolio Romanum (Dienstag, 07 Juli 2015 07:52)

    Hallo,

    der letzte Satz ist der entscheidende Punkt. Die offizielle Inflationsrate ist eben nicht mit deiner persönlichen Preissteigerungsrate gleichzusetzen. Diese liegt in der Regel höher als die Inflation, bedingt durch die technische Deflation, welche in den offiziellen Warenkorb mit einfließen. Man selbst macht aber eher weniger jedes Jahr eine größere technische Anschaffung.

    Liebe Grüße

  • #2

    Ringo (Dienstag, 07 Juli 2015 14:02)

    1. Ich würde mich auch immer an "meiner persönlichen Preissteigerungsrate" orientieren. Die steht in der Regel deutlich höher als die offiziell verkündete IR. Mein Fernseher ist beispielsweise noch immer eine Röhre von 1997. Und ich sehe keinen Grund den auszutauschen. Ich hatte vor 2 Jahren schon mal meinen Senf zu Inflationsrate gebloggt:
    http://www.kontotipps.de/ratgeber/wissen/inflation-beispiel-von-mcdonalds-strom-frisoer-und-spritkosten/

    2. Ich denke schon, dass mit steigender Inflation auch die dividendenstarken Aktienunternehmen die Preise ihrer Produkte immer und immer wieder erhöhen können. Konkurrenz sehe ich da nicht mehr oder weniger als sonst auch. Die Preissteigerungen betreffen ja alle Unternehmen. Einkaufspreisverschiebungen enstehen nur durch unterschiedliche Lohnkosten und Steuern in den verschiedenen Ländern. Aber global agierende Unternehmen lagern die Produktion ja eigentlich schon immer dahin aus, wo's für sie gerade am günstigsten ist.

  • #3

    wirtschaftswaise (Dienstag, 07 Juli 2015 15:07)

    Gerade für längere Zeiträume haben sich allgemeingültige Bewertungsmaßstäbe bewährt. Darum ist die Maß Bier nicht schlecht als "Eich-Punkt".

    Ich habe mal eine interessante Abhandlung über Mozart gelesen (finde sie leider aktuell nicht mehr). Dort wurde an allgemeingültigen Faktoren (Jahresgehalt eines Zimmermanns u.ä.) vorgerechnet dass Mozart in der Tat ein Großverdiener war (wenn er auch trotzdem stets pleite war).

  • #4

    Alexander (Dienstag, 07 Juli 2015 21:58)

    Die persönliche Inflationsrate dürfte bei den Meisten eher um 5 % liegen, vielleicht sogar höher. Die großen Dividendenzahler werden sicherlich (oder hoffentlich) weiterhin die Dividenden steigern, die Frage ist eben nur, ob die Wachstumsraten in Höhe der letzten Jahre beibehalten werden können. Vielleicht flacht diese Kurve allgemein etwas ab.

    @wirtschaftswaise
    Ich würde ganz gern mal in euerem Blog was schreiben, aber in der Auswahlliste zum Schreiben fehlt irgendwie was allgemeines. Irgendwie mag die mich nicht.