Wenn man in Fremdwährungen investiert, d.h. Aktien, die in Fremdwährungen gehandelt werden, kauft, dann unterliegt man immer dem Risiko von Währungsschwankungen. Nun ist mein Rentendepot
fast ausschließlich aus US-Werten aufgebaut, einzig BAT könnte man als Mischwert sehen, da diese eher dem englischen Raum zugeordnet werden können. Häufig kriege ich zu hören, dass ich dadurch
ein enormes Risiko eingehe. Nun muss ich mich fragen, ob das wirklich so ist oder alles nicht so heiß gegessen wird, wie es gekocht wird?
Um meine Überlegungen anschaulicher darzustellen, arbeite ich mit ganzen Zahlen und nehme die fiktive Firma MÖP.
MÖP ist ein Dividendenaristokrat, zahlt seit Jahren steigende Dividenden und ist in den USA beheimatet, also wie fast alle meine Werte. Der Kurs steht bei 50 $ und die Dividendenrendite liegt bei
5 %. Damit ich ein Gefühl bekomme, spiele ich mehrere Szenarien durch und überlege mir die möglichen Folgen.
Betrachten wir nun den Kauf, zufällig ist der €/$-Kurs 1:1, also Parität. Da ich normalerweise 1.500 € investiere, bekomme ich 30 MÖP-Aktien und 5 % Dividende, also 75 $ bzw. 75 €. Wäre der Kurs fest, könnte ich nun aufhören, ist er aber nicht.
Angenommen der Wechselkurs ändert sich dahingehend, dass der Euro steigt, z. B. auf 1:1,2. Die Folge ist, ich bekomme bei einem Umtausch meiner Dividende weniger Euro ausbezahlt. 75 $ : 1,2 = 62,50 €. Ich erleide also einen Währungsverlust bei meiner Dividende und die Anlagerendite sinkt auf 4,17 %. Andererseits bekomme ich bei einem weiteren Kauf mehr MÖP-Aktien. Ich investiere wieder 1.500 € und bekomme statt 30 Aktien jetzt 36 Aktien (Der Aktienkurs bleibt gleich).
Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass ein starker Euro gut für den Kauf von US-Titeln ist, dagegen schlecht für die Dividende. Würde ich die Dividende sofort wieder reinvestieren und nicht
verbrauchen, dann hebt sich der Effekt wieder auf. Weniger Dividende - dafür mehr Aktien.
Angenommen der Euro verbilligt sich gegenüber dem US-$, dann hätte ich den gegenteiligen Effekt. Meine Dividendeneinnahmen in Euro steigen, meine Dividendenrendite in Euro steigt ebenfalls, dafür
bekomme ich aber weniger Aktien.
Speziell in meinem Fall, muss ich feststellen, dass ein steigender Euro während der Investitionsphase kein Problem ist. Die Dividende wird eh reinvestiert und ich bekomme mehr Aktien. Die
perfekte Konstellation wäre sogar, wenn zusätzlich die Aktienkurse fallen würden. Angenommen die MÖP-Aktien fallen um 50 % und der Euro verdoppelt sich. Ich könnte für 1.500 € dann sogar
120 Aktien erwerben.
Anders schaut es in der Auszahlungsphase aus. Ich möchte mit meinem Rentendepot meine Versorgungslücke schließen. Da ist ein steigender Euro Gift, denn jetzt möchte ich mir etwas von der schwindenden Dividende leisten und keine neuen Aktien mehr kaufen.
Ist das Problem aber gravierend? Ich sehe hier keine all zu großen Gefahren. Der Euro steigt normalerweise nicht über Nacht um 100 % und halbiert damit plötzlich meine Kaufkraft. Das geschieht
eher über mehrere Monate. Ich hoffe natürlich, dass die Dividenden gesteigert werden und somit meine Währungsverluste weitestgehend ausgleichen.
Um festzustellen, ob ich durch die Währungsschwankungen tatsächlich Verluste oder Gewinne erfahre, müsste ich zu jedem Kauf den Wechselkurs notieren. Liegt der Kurs dann über meinem
Durchschnittskurs €/$, dann erleide ich Verluste und umgekehrt.
Besteht das Risiko, dass der Euro ins Unermessliche steigt? Wohl eher nicht, denn dann würde Europa nichts mehr exportieren und die USA uns mit billigen Waren überfluten, was übrigens zu
erheblichen Gewinnsteigerungen und damit Dividendensteigerungen bei US-Werten führen würde. Genauso haben die USA kein Interesse, dass ihre Währung zu stark wird. Ich gehe also davon aus, dass
die Währungen in einer gewissen Bandbreite schwanken werden. Mal ist es gut für mich, mal eher weniger gut.
Eine weitere Überlegung ist, sollte ich es schaffen, mehr Dividendeneinnahmen zu bekommen, als ich zum Leben brauche, dann spielen die Schwankungen überhaupt keine Rolle mehr. Angenommen ich
brauche effektiv für meinen Lebensunterhalt 1.200 € und die Einnahmen schwanken zwischen 1.800 € und 2.200 €, dann ist mir das ziemlich egal. Sollten alle Stricke reißen, dann kann ich immer noch
meinen Lebensabend in den USA verbringen, dann wird nur die dürftige gesetzliche Rente in $ getauscht.
Einige werden sich nun fragen, ob es nicht einen erheblichen Unterschied ausmacht, ob mein Depot 500.000 €, 750.000 € oder 1 Mio € wert ist?. Macht es nicht, da mein Plan vorsieht, dass ich nicht
verkaufen muss, spielt der Buchwert absolut keine Rolle. Solange die Einnahmen fließen, darf es auch nur 1 € wert sein. Mitnehmen kann ich nichts, auch wenn ich unermesslich reich wäre. Und einen
Platz auf irgendeinem Vergleich, wer wie viel am Ende hatte, strebe ich nicht an.
Wenn ich mir den langfristigen Chart betrachte, dann dürfte der Mittelwert bei ca. 1,20 bis 1,30 liegen. Langfristig wird sich durch die häufigen Aktienkäufe mein Umtauschwert dem Mittelwert
annähern und in der Auszahlungsphase werde ich mal 20% mehr und mal 20% weniger Dividende in € bekommen.
Letztendlich stelle ich für mich fest, dass nach aktuellem Kenntnisstand das Währungsrisiko für mich kaum bis gar keine Rolle spielt.
Der Investor (Sonntag, 21 Juni 2015 19:29)
"Einige werden sich nun fragen, ob es nicht einen erheblichen Unterschied ausmacht, ob mein Depot 500.000 €, 750.000 € oder 1 Mio € wert ist?. Macht es nicht, da mein Plan vorsieht, dass ich nicht verkaufen muss, spielt der Buchwert absolut keine Rolle. Solange die Einnahmen fließen, darf es auch nur 1 € wert sein."
Gerade der vorletzte Absatz, hinsichtlich des Depotwerts, ist genau die richtige Einstellung. Da keiner von uns gezwungen ist zu verkaufen, kann uns der aktuelle Wert herzlich egal sein, solange die Dividenden kommen.
Viele würden sich eine menge Geld ersparen, wenn sie diese Denkweise hätten...
Investor5 (Montag, 22 Juni 2015 21:01)
Ich habe mir mal ausversehen eine Aktie in USD notiert ins Depot gelegt.
Der Rest sonst sind alle in EURO.
Soll ich die verkaufen und in euro tauschen oder spielt das eigentlich keine ROlle?
bekomme halt statt 1euro dividende pro aktie so nur ca 0,90ct
Alexander (Dienstag, 23 Juni 2015 18:26)
Also prozentual betrachtet ist es egal, ob man nun 5 % in euro auf sein Investment bekommt oder 5 % in Dollar. Das bleibt gleich. Erst wenn der €/$-Kurs sich ändert, kann es zu Gewinnen oder Verlusten führen. Sollte die Aktie Wert- oder Dividendensteigerungspotential haben, warum dann verkaufen? Nur wegen der Währung? Das halte ich nicht für sonderlich sinnvoll.
Wenn Du Dich aber damit nicht wohl fühlst, verkaufe ungeachtet in welchem Währungsraum die Aktie notiert.
Investor5 (Dienstag, 23 Juni 2015 19:38)
Ist es dann nicht sogar sinnvoll einige werte in anderer währung zu kaufen?
Das falls der EUro stark ist / mal der Dollar stark ist im Mittel immer das selbe rausbekommt?
Wo wäre denn mein nachteil eine Aktie in USD zu halten, wenn ich sie nie verkaufen will und nur die Dividenden will?
Alexander (Mittwoch, 24 Juni 2015 18:26)
Bei unseren Beträgen, die wir investieren, halte ich eine Kapitalallokation unter Berücksichtigung der Währungseinflüsse für nicht erforderlich, außer Du hast natürlich 10 Mio €.
Du hast keinen Nachteil, wenn Du die US-Aktie nie verkaufen willst und sie wegen der Dividende "ewig" halten willst. Einzig der Ertrag Deiner Dividende wird schwanken. Mal etwas mehr, mal etwas weniger. Sollte die Firma langfristig die Dividende steigern, ist das nicht dramatisch, denn es wird dann sowieso immer mehr.
Investor5 (Mittwoch, 24 Juni 2015 18:49)
Aber nach deinem Post oben: wenn der Dollar stark ist-> weniger US aktien kaufen.
Auch wenn diese in Euro notieren (zb über frankfurt)
Dann sollte man ja heuzutage bei Schwachem Eur, besonders Deutsche Aktien kaufen?
Oder ist das egal weil Dividende+Kurs in Euro ist?
Alexander (Mittwoch, 24 Juni 2015 20:31)
Rein prinzipiell hast Du recht, viele US-Anleger kaufen derzeit europäische Aktien, weil sie zusätzlich auf Währungsgewinne hoffen. Für Dich spielen die aber keine Rolle, da Du ja in Euro rechnest. Wenn Du weiterhin erwartest, dass der Euro sich erholt und wieder steigt, dann ist es besser mit US-Werten abzuwarten.